neu: LWL-Projekt "Kinder - Eltern - Wildnis"
Bettina Strunk B. Sc. betreut das LWL-Naturfonds-Projekt Kinder Eltern Wildnis - mehr Naturerfahrung in der Stadt. Dabei wird die Kinder-Eltern-Arbeit in der Großstadt vertieft und ausgeweitet. Bettina verknüpft hier nachhaltigen Naturschutz, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit miteinander.
Bettina ist überzeugt: Natur ist nicht nur unsere Lebensgrundlage, sondern auch Quelle für Wohlbefinden, Energie und Verbundenheit. Und möchte möglichst vielen Stadtkindern Zugang zu den Wildnisflächen ermöglichen, auf denen sie "einfach sein" dürfen.
neue Projektleiterin: Antonia
Antonia Hammer leitet unser Projekt "Wildnis für Kinder". Die Biologin stammt aus Herne und hat an der Ruhr-Universität in Bochum studiert: Sie kennt also und liebt das Ruhrgebiet, seine Menschen und seine Natur.
Antonia plant Wildnis-Veranstaltungen, koordiniert das Team aus Honorarkräften und ehrenamtlich tätigen Menschen, und sie bietet auch selbst Aktionen für Kinder auf den Wildnisflächen an.
Antoniwa ist junge Mutter und hat somit auch ein emotinales Interesse zur „Wildnis für Kinder“. Darüber hinaus ist Antonia Expertin für Fledermäuse und schreibt über diese beeindruckenden Tiere gerade eine Doktorarbeit.
Wildnis für Kinder
Besitzt Wildnis eine spezifische Bedeutung für Kinder? Das Projekt Wildnis für Kinder antwortet mit einem klaren „Ja“. Wildnis, das ist Rückzugsraum, in dem Kinder unbeobachtet und frei von elterlichen Vorgaben ihr Autonomiebedürfnis befriedigen. Das ist Strukturreichtum, der ihre Neugierde wie Kreativität weckt und das Hochgefühl der Selbstverwirklichung erleben lässt. Das ist das Wagnis, die Grenzen körperlicher Geschicklichkeit auszudehnen.
Kein Wunder also, dass Psychologen, Pädagogen und Kinderärzte den Wert des Draußenspiels in „wilder“ Natur preisen. Wie nirgendwo sonst wird dabei die Entwicklung von Kindern gesamtheitlich gefördert. Und für die Kinderwildnis braucht es keinen Urwald: Ein nahe gelegenes, strukturreiches Brachgelände genügt bereits, um den elementaren Bedürfnisse gerecht zu werden.
Für die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet ist die Förderung von Naturerfahrung aber auch beste Naturschutzarbeit im Ballungsraum. Verbundenheit und Liebe zur Natur sind Schlüsselfaktoren für späteres Umweltengagement. Ausgiebige Naturkontakte in der Kindheit sind hier prägend. Sie lassen unbewußt und nachhaltig Wertschätzung ganz nebenbei entstehen.
Vor diesem Hintergrund betreibt die Biologische Station seit 2010 das Projekt Wildnis für Kinder in Herne und Bochum: Städtische Grünflächen im Umfeld der Wohnquartiere werden als Naturerfahrungsräume (planerisch) gesichert. Die Mindestgröße von ein bis zwei Hektar garantiert Rückzugsorte für das selbstbestimmte Spiel in einer für die Sechs- bis Zwölfjährigen spannenden Landschaft.
Die Pilotwildnis für Kinder entstand 2011 in Herne auf einer ehemaligen Industriebrache. Das Projekt weckte bald das Interesse der Nachbarstadt Bochum, wo man den politischen Beschluss zu mindestens einer Wildnis für Kinder pro Bezirk fasste. Auf der Grundlage einer stadtweiten Recherche potenziell geeigneter Areale durch die Biologische Station wurden die sechs Auswahlflächen mit dem Grünflächenamt abgestimmt. Seit 2013 wird jährlich eine neue Wildnis für Kinder „eröffnet“. Mit gezielten Initialgestaltungen (z.B. Freischneiden von Lichtungen oder „Dschungelpfaden“, Geländemodellierungen, Gehölzpflanzungen) wird zunächst die Attraktivität der Flächen erhöht. Ein breit angelegter Kommunikationsprozess mit den Bürgern und allen relevanten Akteuren des Stadtteils schafft die notwenige Akzeptanz. Ein „Einweihungsfest“, auf dem Eltern und Kinder vor Ort die Möglichkeiten der Naturerfahrung kennenlernen, setzt den offiziellen Startschuss.
Für all diese Aufgaben ist die Biologische Station der „Kümmerer“. Die Finanzierung erfolgt weitgehend durch die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Leider wissen viele Kinder heute selbst mit hoch attraktiver Natur kaum noch etwas anzufangen. Die allgegenwärtigen digitalen Medien wie auch zunehmend überbehütende Eltern tun ihr Übriges. Öffentlichkeitsarbeit sowie „Schnupperangebote“ für Schulen und Kindergärten sind deshalb eine zweite, wichtige Säule des Projektes. Angesichts der unklaren Haftungssituation sind Naturerfahrungsräume für manche Kommunen gegenwärtig ein zu heißes Eisen. Die Biologische Station bemüht sich zurzeit um eine gesetzliche Regelung für NRW nach Berliner Muster. Dort heißt es im Landesnaturschutzgesetz (§40) „Die Benutzung von Naturerfahrungsräumen erfolgt auf eigene Gefahr. Es besteht insbesondere keine Haftung für typische, sich aus der Natur und dem Spiel ergebende Gefahren.“
So sehen das die Kinder:
WfK Lokalzeit RuhrWildnis für Kinder: Unser Ziel
Wir empfinden in unserer Zeit eine zunehmende Naturentfremdung. Dies betrifft insbesondere Kinder und Jugendliche: Sie verbringen heute erheblich mehr Zeit in geschlossenen Räumen als früher, nicht zuletzt wegen der massiven Präsenz neuer Medien. Hinzu kommt oftmals weiterer „Freizeitstress“, z.B. privater Musik- und Reitunterricht. Auch die Zeit, die Kinder in der Schule verbringen, ist umfangreich.
All das sind grundsätzlich sinnvolle Dinge, doch wir stellen die Frage: Bleibt noch ausreichend Raum für eine eigenständige, kreative Entwicklung unserer Kinder?
Wertschätzung für Natur wird – so unserer Überzeugung - durch intensive Naturkontakte während der Kindheit ausgelöst. Und - ganz nebenbei - fördert das Spielen in der Natur die motorischen Fähigkeiten, die psychische Entwicklung und die soziale Kompetenz der Jungen und Mädchen beim gemeinsamen Spiel.
Unser Projekt „Wildnis für Kinder“ will die Kinder der Stadt wieder raus in die Natur bringen. Dazu vermitteln wir geeignete Flächen in der Nähe der Wohnquartiere und sorgen für eine behutsame Umgestaltung des Geländes. Ganz ohne Spielgeräte. Die Städte Bochum und Herne sichern und pflegen diese Flächen inmitten des Siedlungskörpers als "Wildnis für Kinder" und sind damit Vorreiter im Kreis bundesdeutscher Großstädte.
"Wildnis für Kinder" bietet keine Spielplätze im engeren Sinne, sondern Raum für Kinder, naturnahe Flächen in ihrem fußläufigen Wohnumfeld mit in den Lebens-Alltag einzubinden. Die Kommunen Bochum und Herne halten die "Wildnis"-Grünflächen ausdrücklich für Kinder zum Aufenthalt und freien Spielen vor.
Impulsveranstaltungen der Biologischen Station und ihrer Partner machen auf dieses Angebot aufmerksam und führen die Kinder zu diesen Flächen hin.
Nicht gedacht hingegen sind die "Wildnis"-Flächen als konstruierte Attraktion oder Erlebnispielplatz. Ihr Wert entwickelt sich durch die Kinder selbst: Im ungebundenen und wiederkehrenden Spiel und Da-Sein draußen in der Natur.